Das neue Wohnen

Mateus Fernandes
31/10/2023
Gespräch mit der Architektin, Innenarchitektin und Digital-Influencerin Marília Zimmermann.

Häuser sind nicht mehr nur Rückzugsorte nach einem langen Arbeitstag – sie begleiten ihre Bewohner inzwischen rund um die Uhr. Durch die Pandemie erleben wir Veränderungen in allen Lebensbereichen, und das Wohnen bildet dabei keine Ausnahme. Im Gegenteil: Noch nie wurde der Raum, in dem wir leben, so sehr geschätzt wie heute. Um mehr über dieses neue Wohnen, aktuelle Trends und vieles mehr zu erfahren, haben wir mit der Architektin und Interior-Designerin Marília Zimmermann gesprochen, die außerdem auf Instagram mit über 342.000 Followern großen Erfolg feiert.

Was bedeutet es heutzutage, gut zu wohnen?

Gut zu wohnen bedeutet für mich, sich in einem Raum vollkommen geborgen zu fühlen – umgeben von Dingen, die einen glücklich machen, was auch immer das sein mag: persönliche Erinnerungsstücke, liebe Menschen, Erinnerungen, bequeme Möbel und so weiter. Unser Zuhause ist unser sicherer Rückzugsort in der Welt, und gut zu wohnen heißt, sich darin glücklich, im Frieden und repräsentiert zu fühlen.

Wie ist oder wird die Beziehung der Menschen zu ihrem Zuhause aussehen?

In dieser so ungewöhnlichen Zeit haben wir den Fokus wieder auf unser Zuhause, unsere Familie und die Menschen gerichtet, die wir lieben. Wir haben unsere Gewohnheiten überdacht und streben nach einem Leben mit mehr Sinn. Ich denke, auch nach dieser Phase werden wir diesen Rhythmus beibehalten.

Ja, es stimmt durchaus, dass dieser Moment die Menschen dazu gebracht hat, über die wahre Rolle des Zuhauses in unserem Leben nachzudenken – und die Beziehung zu diesem Ort hat sich intensiviert und an Bedeutung gewonnen.

Uns ist bewusst geworden, dass unser Zuhause ein Rückzugsort ist. In einer Welt, in der Unsicherheit allgegenwärtig ist, bedeutet Zuhause zu sein, am sichersten Ort zu sein – dort fühlen wir uns geschützt und geborgen.

Wir möchten uns in einer Umgebung aufhalten, die wir mögen und in der wir uns wohlfühlen. Wir sind auf der Suche nach mehr Komfort zu Hause, nach mehr Praktikabilität und danach, dass unsere Innenräume uns selbst besser widerspiegeln.

Was sind die wichtigsten Trends und Ansätze im Rahmen dieses neuen Wohnkonzepts?

In dieser neuen Wohnsituation haben wir viele gemeinsame Bedürfnisse und Beobachtungen unter den Menschen festgestellt – zum Beispiel das Fehlen eines geeigneten Raums zum Arbeiten und für Besprechungen. All die kleinen Reparaturen, die zuvor aufgeschoben wurden, rückten plötzlich in den Vordergrund, um das Zuhause funktionaler zu gestalten. Wir spürten den Mangel an Kontakt zur Außenwelt, insbesondere zur Natur – besonders stark bei denen, die in kleinen Wohnungen oder Apartments leben. Als Folge dieses Mangels entstand der Wunsch, die Natur immer mehr ins Haus zu holen: wir entwickelten eine Vorliebe für grünere Räume, Innenhöfe, kleine Kräutergärten, Pflanzen in Töpfen oder sogar grüne Wände mit vertikalen Gärten.

Auch das Streben nach Komfort lässt sich deutlich als „Trend“ erkennen. Da die Menschen während des Lockdowns ihre Möbel intensiver nutzten, rückte der Aspekt des Komforts gegenüber dem reinen Design stärker in den Vordergrund. So ist beispielsweise zu erwarten, dass ein Sofa mit schlanker Form und geraden Linien einem Modell weicht, das weicher, bequemer und ergonomischer ist.

Wir haben auch festgestellt, dass dieses neue Szenario den Weg für mehr Einfachheit geebnet hat – für das Bewusstsein, mit dem Wesentlichen zu leben. Das bedeutet: wenige Dinge zu besitzen, dafür aber qualitativ hochwertige, langlebige und genau auf den eigenen Geschmack und die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte.

Ich glaube, wir haben ein bewussteres Konsumverhalten entwickelt und uns von Überfluss entfernt. Damit verbunden ist das Streben nach mehr Bedeutung in jedem einzelnen Element, das unser Zuhause ausmacht – sei es durch die Wahl echter, authentischer Materialien, die nicht den Anspruch haben, ein anderes Naturmaterial zu imitieren oder etwas zu sein, das sie nicht sind.

Wenn es nach mir geht, möchte ich zeitlose Projekte schaffen: klare Linien, natürliche Materialien und Häuser mit Geschichte, mit Komfort und Bedeutung – Räume, die das Gefühl vermitteln, ein ganz persönlicher Kokon für jede Familie zu sein, die uns aufsucht.

Wie können Architektur und Innenarchitektur zu dieser neuen Realität, der wir gegenüberstehen, beitragen?

Architektur und Innenarchitektur können wertvolle Verbündete sein, um das Wohlbefinden des Einzelnen zu fördern. Sie können physischen und psychischen Komfort bieten, was letztlich zu mehr Lebensqualität führt.

Ein gut belüfteter, heller und durchdacht gestalteter Raum ist ein gesunder Ort zum Leben. Wenn man einen organisierten Raum hat, in dem alles seinen Platz hat, wirkt sich das auch beruhigend auf den Geist aus. Denn Einrichten ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch der Funktionalität – sie macht den Alltag praktischer und angenehmer.

Und was das Zuhause betrifft – welche Verhaltensweisen und Bedürfnisse werden sich Ihrer Meinung nach künftig herausbilden?

Ich denke, dass die Homeoffice-Ecke in Zukunft beinahe zur Pflicht in jedem Zuhause wird. Wir haben nun entdeckt, dass sich ein Großteil unserer Arbeit auch aus der Ferne erledigen lässt – daher werden ein Schreibtisch, ein paar Schubladen und ein guter Stuhl künftig immer irgendwo im Haus eingeplant sein.

Ich denke außerdem, dass wir nach dieser neuen Phase vermehrt multifunktionale Räume entwerfen werden – zum Beispiel ein Gäste- oder Einzelzimmer, das tagsüber als Homeoffice genutzt werden kann und nachts als Schlafzimmer dient. Auch Wohnbereiche werden zunehmend so geplant, dass sie Kinder stärker einbeziehen, etwa durch ein Möbelstück zur Aufbewahrung von Spielzeug. Ich glaube, dass Kinder begonnen haben, Räume zu nutzen, die zuvor meist unberührt blieben.

Und natürlich – der Balkon oder die Gourmet-Veranda: wann immer möglich, denke ich, werden Kunden den Wunsch haben, einen solchen Raum zu besitzen und intensiver zu nutzen. Einen Ort mit Grünbezug, an dem man ein ungezwungenes Abendessen zubereiten und die Freunde empfangen kann, deren Nähe man so sehr vermisst hat.

Und ein weiterer Punkt, den wir meiner Meinung nach künftig stärker beachten müssen, ist die Individualität. Da einige Berufe dauerhaft ins Homeoffice wechseln und vielleicht auch einige Schulen zeitweise auf Fernunterricht setzen, wird es wichtig sein, Räume zu schaffen, die jedem Familienmitglied Privatsphäre ermöglichen – damit sie ihre individuellen Aktivitäten mit Komfort ausüben können.

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